Komödie in zwei Teilen von Wolfgang Hildesheimer
»Die Handlung dieser Komödie ist zwar frei erfunden, doch enthält ihr Hintergrund starke Parallelen zur Wirklichkeit. Demjenigen, der die Behandlung internationaler Machenschaften für zu grotesk hält, kann ich authentisches Quellenmaterial vorlegen, welches ihn überzeugen mag, dass die Wirklichkeit um Wesentliches unwahrscheinlicher ist als mein Spiel.«
So beschreibt Wolfgang Hildesheimer selbst sein 1958 geschriebenes Stück Die Herren der Welt, welches er noch vor der Uraufführung wieder zurückzieht, da es ihm allzu harmlos erscheint.
Wir fanden es geradezu beklemmend aktuell:
Das Fürstentum San Ignazio soll an einen multinationalen Konzern verkauft werden, damit man von dort aus künftig Kriege beginnen, lenken und beenden kann.
Als Jack, ein mittelloser junger Mann, im Salon von San Ignazio erscheint, ahnt er noch nicht, was ihm bevorsteht. Was als Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit und als kleiner Flirt mit einer – natürlich bezaubernden – Prinzessin beginnt, führt ihn in seiner angenommenen Rolle als Sekretär des reichsten und mächtigsten Mannes der Welt weit hinein in das Spiel aus Intrigen und Gegenintrigen.
Verarmter Adel und Großindustrielle zeigen sich als egomane Verbrecher, denen es um Geld, Macht und Gewinn geht und die so sicher in ihrer Welt sind, dass sie Sekretäre nur als Werkzeuge sehen und so Jack in einer geradezu rührenden Naivität alle ihre Pläne anvertrauen. Er versucht, die skandalösen Geschäfte, von denen er erfährt, an die Öffentlichkeit zu bringen…
Bei all den Parallelen zu den Schlagzeilen der letzten Jahre und bei aller Ohnmacht, die wir manchmal verspüren, wenn unsere besten Bemühungen mal wieder nicht reichen, um die Welt auch nur ein bisschen zu retten, könnten wir vielleicht Jack zum Vorbild nehmen.
Ist unsere Welt noch zu retten?
Können, sollen oder wollen wir das auch tun? Oder Rette sich wer kann?